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Risikokinder – wenn spezielle Hilfe erforderlich ist

Der oft zu hörende Satz: „Hauptsache, mein Kind ist gesund!“ zeigt: Noch vor dem Wunsch nach einem bestimmten Geschlecht steht die Hoffnung der werdenden Eltern, ein gesundes Baby zu bekommen. Moderne diagnostische Verfahren wie Ultraschall-, Fruchtwasser- und Blutuntersuchungen machen es heutzutage möglich, Dass der Gesundheitszustand Ungeborener bereits getestet und viele krankhafte Veränderungen deshalb schon relativ früh erkannt werden können. Und Fortschritte im Bereich der Behandlungs- und Operationstechniken – auch bereits im Mutterleib – haben dazu beigetragen, dass die Zahl der Kinder mit vorgeburtlichen Schäden in den letzten Jahren deutlich zurückging. Auch drohende Frühgeburten lassen sich auf Grund körperlicher Schwächen oder Krankheiten der Mutter in vielen Fällen durch neu entwickelte Medikamente und andere Behandlungsmaßnahmen rechtzeitig unterbinden. Voraussetzung für all diese Maßnahmen ist, dass schwangere Frauen regelmäßig die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen besuchen. Allerdings kann es selbst dann keine hundertprozentige Gewissheit über die gesundheitliche Verfassung des Kindes geben – trotz modernster Untersuchungsverfahren.

ZwillingeDenn unvorhersehbare Krankheiten in der Schwangerschaft oder plötzlich auftretende Komplikationen während der Geburt stellen immer noch gewisse Risikofaktoren dar, die die Gesundheit eines Babys gefährden.

Risikokinder: Frühchen

Doch was geschieht, wenn trotz normal verlaufender Schwangerschaft, völligem Verzicht auf Nikotin und Alkohol und trotz regelmäßiger Routineuntersuchungen das Unfassbare geschieht und das Baby kommt zu früh oder krank auf die Welt? Für Eltern gesunder Kinder ein kaum nachzuvollziehendes Drama. Dabei leiden besonders die betroffenen Mütter unter starken Schuldgefühlen („Was habe ich falsch gemacht?“). Sie befinden sich nach der Geburt in einem regelrechten Schockzustand. Als Wöchnerin fühlen sie sich wie Mütter zweiter Klasse; sie bekommen ihr Baby nur kurz zu Gesicht und erleben aber das unbeschwerte Glück der Mütter mit gesunden Babys hautnah mit. Alle Hoffnungen auf ein glückliches Familienleben scheinen plötzlich und unerwartet zerstört.

In dieser Situation machen manche Mütter und Väter eine traurige Erfahrung: Sie fühlen, dass sie ihr früh geborenes oder krankes Baby nicht lieben können. Ängste, Sorgen und Selbstvorwürfe überschatten zunächst jedes Liebesgefühl, so dass eine Art Entfremdung dem Kind gegenüber entsteht. Gerade die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind wird durch das erschütternde Ereignis unterbrochen – eine meist unbewusste Abwehrreaktion, die die Mutter vor einer tiefen seelischen Krise schützen soll. Solche oder ähnliche gefühlsmäßige Reaktionen sind jedoch zunächst nur allzu verständlich, wenn die ärztliche Diagnose eine mehr oder weniger starke Beeinträchtigung des kindlichen Gesundheitszustandes ergeben hat.

Doch neben der medizinischen Versorgung, zum Beispiel auf der Intensivstation für Neugeborene, braucht ein krankes oder zu früh geborenes Baby – wie jedes andere Kind auch – vor allem Liebe, Hautkontakt und die Anwesenheit seiner Eltern. „Dieser Hautkontakt sollte eigentlich von der Mutter kommen“ erklärt die Oberärztin Dr. Marina Marcovic von dem Mautner Markhofschen Spital in Wien, „aber da gibt es Probleme.“ Bei allen Schwierigkeiten sollten sich die betroffenen Eltern vor Augen führen: Dem Kind hilft es, die Kraft und die Lebensenergie seiner Eltern zu spüren. Mit jeder Faser seines Körpers wird es ihre Zuwendung aufnehmen und positiv darauf reagieren. Berührung und Liebe sind nämlich nicht nur die besten Entwicklungshelfer, es sind auch die besten Heilmittel.

Mein Rat an Sie:

Risikokinder

Viele Risikokinder entwickeln sich ganz normal und gedeihen prächtig

Persönliche Betroffenheit ist oft der beste Ratgeber: Als Mutter eines viel zu früh geborenen Kindes (26. Schwangerschaftswoche) weiß ich um die dramatischen Gefühle in dieser Situation. Was mir dabei geholfen hat, war das Akzeptieren der schmerzhaften Realität. Bevor ich mich in Selbstvorwürfen, lähmender Trauer- und Schuldgefühlen überwältigen ließ, nahm ich mir ein Beispiel an meiner tapferen Tochter: Trotz geringer Lebenschancen kämpfte sie mit Hilfe vieler Maschinen und dem unermüdlichen Einsatz von Ärzten und Schwestern um ihr Leben. Auch in mir wuchs so die Kraft, meiner Tochter bei ihrem Überlebenskampf beizustehen. Wir hatten Glück im Unglück: Sie ist heute ein gesundes, selbst bewusstes Mädchen.