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Pseudokrupp – die Attacke in der Nacht

Pseudokrupp Atemweg

Pseudokrupp ist Husten der sich anhört wie Hundebellen, dazu kommt noch Atemnot und panische Angst. Fast jedes zehnte Kind im Alter bis zu 6 Jahre ist betroffen. Unser Sohn war bereits zweimal davon betroffen. Daher möchte ich hier erzählen, wie Eltern bei einem Pseudokrupp Anfall reagieren sollten und wann der Notarzt kommen muss.

Was ist Pseudokrupp?

Als der Junge, damals etwas älter als 3 Jahre, schlafen ging, war alles in Ordnung, er fühlte sich fidel und munter. Vielleicht ein klein wenig von leichtem Schnupfen befallen, aber unbedenklich, auch der leichte Husten. Für uns als Eltern eher weniger dramatisch. Bis zur Nacht des 6. Dezember. Wir wurden durch bellenden Husten geweckt und schauten in weit geweitete Augen. Der Junge rang nach Luft und klammerte sich an seine Mutter. Wir zwangen uns zur Ruhe, dachten anfangs er hätte etwas verschluckt und meine Frau konnte etwas Schleim aus seinem Hals holen. Trotzdem änderte dies nichts an der Situation, es wurde schlimmer und ich entschied mich den Notarzt zu rufen, derweil ging meine Frau mit dem Kleinen raus vor die Haustür in die kalte, feuchte Nachtluft. Sie hatte ihn warm eingepackt und hielt ihn beruhigend auf dem Arm, instinktiv tat sie, wie sich später herausstellte, genau das Richtige.

Kurze Zeit später traf der Notarzt ein und es ging ab in die Klinik. Dort erfuhren wir gleich, dass es sich um einen Anfall von Pseudokrupp handelt. Man ging sehr routiniert damit um, der Junge bekam ein Zäpfchen und in kurzer Zeit normalisierte sich alles. Wir mussten im Wartezimmer warten und es kam ca. 2 Stunden später zu einer weiteren Untersuchung, dann „grünes Licht“ wir konnten wieder alle Nachhause fahren.

Pseudokrupp Skizze
Pseudokrupp wird durch Erkältungsviren ausgelöst, die über Nase und Mund in den Körper gelangen.
Die Schleimhäute in Hals, Nase und Rachen schwellen an. Die Folge: Die Atemluft kann nicht ungehindert fließen. Insbesondere der Bereich unterhalb des Kehldeckels ist bei einem Pseudokrupp-Anfall so stark geschwollen, dass erkrankte Kinder kaum Luft bekommen. Der Grund: Kleine Kinder haben noch sehr enge Atemwege.

So reagieren Eltern bei einem Pseudokrupp-Anfall richtig!

  • 1. Ruhe bewahren
    Geraten Eltern selbst in Panik, überträgt sich die Angst auf das Kind, die Symptome können sich verschlimmern.
  • 2. Kühle, feuchte Luft
    Das Kind warm einpacken, es mit ruhiger Stimme trösten und zusammen ans offene Fenster, auf den Balkon oder in den Garten gehen. Die kalte Luft hilft, die Atemwege wieder zu befreien und die Schwellung zu mindern.
  • 3. Notarzt rufen (112)
    Lassen die Symptome nicht nach, verschlimmern sie sich, wirkt das Kind apathisch, leides es an einer akuten Atemnot (blaue Lippen) oder wird es bewusstlos, rufen Sie sofort den Notarzt unter 112!

Einen Notfallplan zum Aufbewahren können Sie
hier kostenlos downloaden und ausdrucken

schlaukoppWichtig: Rufen Sie den Notarzt lieber einmal zu viel als zu wenig. Und fahren Sie nur dann selbst mit dem Auto in die Notaufnahme der Klinik, wenn ein zweiter Erwachsener auf der Rücksitzbank neben dem Kind sitzen und es beaufsichtigen kann.

Ein Virenangriff gilt als Auslöser für Pseudokrupp

Etwa jedes zehnte Kind erlebt im Laufe der ersten Lebensjahre mindestens eine Attacke dieser Atemwegserkrankung, Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Der so genannte Altersgipfel liegt bei zwei Jahren, während die Erkrankung vor dem sechsten Lebensmonat und nach dem sechsten Lebensjahr praktisch nicht auftritt.

„Die Ursache ist in der Regel eine Virusinfektion, meist ausgelöst durch grippeähnliche Erreger„, erklärt uns die behandelnde Ärztin die Fachärztin für Pädiatrische Pneumologie und Allergologie in der Klinik ist.

Charakteristisch sind – wie bei unserem Sohn – ein trockener, bellender Husten und das Ringen nach Luft. Weil die oberen Atemwege anschwellen, hauptsächlich im Bereich des Kehlkopfs, kommt es zu einer starken Verengung. Die Stimme klingt heiser oder ungewöhnlich gepresst. Betroffene Babys oder Kleinkinder erleben im schlimmsten Fall akute Atemnot und können sogar bewusstlos werden. Als Ursache scheinen neben Viren auch Luftschadstoffe eine Rolle zu spielen. Kinder in Raucherhaushalten sind eher betroffen.

„Es ist typisch, dass die Attacken spätabends oder mitten in der Nacht auftreten, in den allermeisten Fällen in der kalten Jahreszeit“, so die Ärztin. „Manchmal gehen leichte Erkältungskrankheiten voraus, fast immer scheinen die Kinder noch kurz vorher völlig gesund.“

Der Grund für die nächtliche Häufung ist nicht geklärt. Manche Forscher gehen von einem Zusammenhang mit dem niedrigen körpereigenen Cortisolspiegel zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden aus, was Entzündungsprozesse möglicherweise begünstigt.

Bei einem Pseudokrupp Anfall lindert Kälte den Husten

Bei unserem Sohn klangen die Beschweren glücklicherweise schnell ab, nach dem Krankenhaus fuhren wir nach Hause, gingen warm angezogen noch etwas in der Kälte durch den Garten und tranken lauwarmen Kräutertee. Vier Stunden nach dem Anfall war alles ausgestanden, der Junge schlief wieder tief und fest.

Doch man muss nicht immer gleich ins Krankenhaus oder den Notarzt rufen. „Viele Eltern machen sich schleunigst auf den Weg zur Notaufnahme und merken schon auf dem Parkplatz, in der kühlen Nachtluft, dass das Kind leichter atmen kann„, sagt die Ärztin. Das Anschwellen der Schleimhäute wird durch das feuchte Außenklima reduziert und ist nicht so stark wie bei trockener Heizungsluft.

Ob das Kind wirklich in Lebensgefahr schwebt ist für die betroffenen Eltern nicht einschätzbar. „So schwierig es erscheint: Ich rate, möglichst Ruhe auszustrahlen, erst mal besänftigend auf das Kind einzureden und es möglichst schnell warm anzuziehen und ans geöffnete Fenster bringen“, so die Expertin.

Um die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zusätzlich zu erhöhen und das Atmen zu erleichtern, können Eltern kurzzeitig das heiße Wasser im Badezimmer voll aufdrehen. Sobald sich das Kind beruhigt hat, kann etwas Kühles zu trinken helfen.

Wann ist bei Pseudokrupp der Notarzt gefragt?

Haben Eltern das Gefühl, das Kind bekommt gleich keine Luft mehr, rufen sie den Notarzt. Bedrohlich ist die Lage immer, wenn das Kind apathisch und sehr erschöpft wirkt oder blaue Lippen hat. Dann gilt: sofort die 112 rufen! „Fahren Sie nie alleine mit einem unbeaufsichtigten Kind auf der Rückbank in die Notaufnahme“, warnt die erfahrene Ärztin. „Nur wenn ein zweiter Erwachsener das Kind im Kindersitz überwachen kann und die Symptome nicht zu stark ausgeprägt sind, ist das Selbstfahren ein Option.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich so ein Anfall wiederholt, ist hoch, und vorbeugen können Eltern leider nicht. „Tatsächlich steigt das Risiko einer erneuten Attacke mit dem ersten erlebten Anfall erheblich.“ Deshalb haben wir seit diesem 6. Dezember immer Notfallmedikamente im Haus bereit. Mit diesen Zäpfchen wendet man die akute Atemnot schnell ab und sie geben den Eltern Sicherheit. Kortisonzäpfchen oder -saft sollten also immer bei allen jungen Eltern im Arzneischrank bereitstehen.

TIPP: Aus eigener Erfahrung: regelmäßig das Haltbarkeitsdatum checken und rechtzeitig für Ersatz sorgen!

Tatsächlich haben wir es ca. 1 Jahr später gebraucht, der Anfall war nicht so stark wie beim ersten mal, aber wir wussten sofort, was es war, daher haben wir sofort mit den Zäpfchen helfen können.

Die gute NachrichtPseudokrupp wächst sich aus. Wenn die Kinder wachsen, werden die Durchmesser der Atemwege auch größer. Daher lösen infektbedingte Schwellungen später keine Atemnot mehr aus. Das hat uns beruhigt, und inzwischen ist unser Sohn fast 6 Jahre alt und wir gehen davon aus, dass wir die nächtliche Pseudokrupp Attacke nicht mehr mitmachen müssen.


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