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Eine Frühgeburt, ein Frühchen: Zu früh geboren

Jährlich kommen allein hier in Deutschland etwa 55.000 Babys zu früh zur Welt: Schon vor der 37. Schwangerschaftswoche müssen sie die Geborgenheit de Mutterleibs verlassen und einen oft dramatischen Überlebenskampf führen. Ursachen für die meist vorzeitigen Wehen sind gesundheitliche Beeinträchtigungen der Mutter (akute Infektionen, Diabetes, Übergewicht, Asthma und so weiter) oder des Kindes (Fehl- oder Missbildung. Stoffwechselerkrankung, Zwillinge, Drillinge und so weiter). Aber auch psychische Faktoren und Überforderungen kommen als Risikofaktoren in Frage, und übermäßiger Alkohol- und Zigarettenkonsum während der Schwangerschaft können ebenfalls Gründe dafür sein, dass Babys früher als geplant auf die Welt drängen.

Helfen absolute Ruhe, Medikament und wehen hemmende Mittel nichts, so geschieht für die betroffenen Eltern das Unabwendbare:

Die Geburt muss eingeleitet werden, und der noch unreife Winzling, das Frühchen kommt auf die Welt.

Frühgeburt mit Medikamenten verhindern

Mit Hilfe von Medikamenten kann eine Frühgeburt oft verhindert werden.

Hat die Geburtsklinik eine Neugeborenen-Intensiv-Station, kann das Frühchen dort sofort betreut werden. Andernfalls erfolgt der Transport des Babys in einem speziell ausgerüsteten Krankenwagen in die nächste Kinderklinik mit Intensiv-Pflegestation.

Grundsätzlich bezeichnet man als „Frühchen“ oder „zu früh geboren“ alle Babys, die weniger als 260 Tage im Mutterleib waren. Bei der Geburt wiegen Frühchen in der Regel weniger als 2500 Gramm, und oft sind ihre Lebensfunktionen mangelhaft ausgeprägt. Während die Älteren unter ihnen den vorgezogenen Start ins Leben relativ problemlos meistern, überleben die ganz jungen Frühchen nur mit intensiver medizinischer Hilfe. Denn die Babys, die oft weniger als zwei Pfund auf die Waage bringen, sind meist noch nicht fähig, aus eigener kraft zu atmen oder zu trinken. Sie können auch ihre Körpertemperatur außerhalb des warmen Fruchtwassers nicht halten. Medizin, Technik, Ärzte und Pflegepersonal müssen den Frühchen all das ersetzen, was ihnen der mütterliche Körper nicht geben kann.

Das Frühchen kommt in den Brutkasten

Beim ersten Besuch Ihres zu früh geborenen Babys kriegen viele Eltern einen Schreck. Das Kleine liegt winzig in einem Brutkasten (Inkubator), es ist vollkommen verkabelt und mit einer Vielzahl von piepsenden Monitoren und brummenden Maschinen umgeben. All diese Geräte, Schläuche und Sonden sind jedoch wichtig, um die Lebensfunktionen des Frühchens aufrecht zu erhalten. Daneben kommt der richtigen Ernährung des Frühchen große Bedeutung zu. Da die Kleinsten und ihnen noch nicht saugen und schlucken können, werden sie über einen dünnen Schlauch, der durch die Nase bis in den Magen geführt wird, ernährt (Magensonde).

Frühchen

Das Frühchen braucht Mineralien und Vitamine

Neben Wasser, Vitaminen, Traubenzucker und Mineralien bekommen sie auf diesem Weg auch Muttermilch, die ihre Mütter in der Klinik oder zu Hause abpumpen. Sobald ein Baby in der Lage ist, ohne Beatmungsmaschine (Respirator) auszukommen, normal zunimmt und keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme mehr zu befürchten sind wird es von der Intensivstation in die Frühgeborenenabteilung verlegt. In der Regel braucht das Baby dann nicht mehr lange im Brutkasten zu liegen, es kommt nach ein paar Tagen in ein Wärme Bettchen. Auf diese Weise wird es Schritt für Schritt an die normalen Umweltbedingungen gewöhnt.

Neben der Hilfe der Technik brauchen zu Frühchen aber nichts dringender als Zuwendung und Hautkontakt. In allen Intensiv- oder Frühgeborenenstationen dürfen –und sollen – die Eltern ihre Babys durch die Eingrifflöcher im Brutkasten streicheln. Und sobald das Baby kräftiger ist können Mutter und Vater all das mit ihm machen, was sie unter normalen Umständen auch getan hätten:

  • Ihr Baby baden
  • Das Baby wickeln
  • Baby die Flasche oder die Brust geben
  • mit dem Baby so oft wie möglich schmusen

Dass sich das Frühchen dabei wohl fühlt, lässt sich oftmals sogar an den Monitoren ablesen. Berühren die Eltern beispielsweise den kleinen Brustkorb und Kopf des Babys, entspannt sich das Kind sofort, was man an den regelmäßigen Linien für Atmung und Herzschlag auf dem Bildschirm beobachten kann.

Mutter mit neugeborenem Baby

Wenn ein Frühgeborenes aus der Klinik entlassen wird, sind die größten Sorgen erst einmal überstanden – auch, wenn sicher später noch das eine oder andere Problem zu meistern sein wird

Mit dem Frühchen zu Hause

Wenn das Baby schließlich aus der Klinik entlassen wird, was meist in der Zeit um den normalen Geburtstermin geschieht, dann sind die größten Sorgen überstanden. Das Baby hat seinen ersten großen Überlebenskampf gewonnen.

Trotzdem sind die ersten Monate des zu früh geborenen Babys zu Hause nicht ganz unbeschwert. Der Allgemeinzustand des Babys ist noch immer nicht vollkommen stabil. In dieser Zeit müssen Eltern mit ihrem Frühchen immer wieder zu Untersuchungen in die Klinik.

Nur so lässt sich feststellen, ob sich der Säugling gesund entwickelt oder noch Hilfe braucht.

Baby in Hand von Mama und Papa

Wie alle Säuglinge, brauchen auch früh geborene und kranke Babys die Zärtlichkeit und Zuwendung der Mutter und des Vaters

Eltern von zu früh geborenen Kindern müssen sich ohnehin auf Probleme einstellen, die andere in dieser Form nicht haben. Ihre Babys sind meist unruhig, schreien häufig und haben oftmals große Schwierigkeiten beim Trinken und Verdauen der Nahrung. Ein hohes Maß an Geduld und Gelassenheit ist erforderlich, damit Eltern diese schwierige Phase mit ihrem Frühchen meistern können.

Und auch bei der späteren Entwicklung braucht ein zu früh geborenes Baby für viele Lernstufen ein wenig mehr Zeit als seine Altersgenossen. Doch spätestens an seinem dritten oder vierten Geburtstag hat das Frühchen alles erreicht, was andere Babys auch können.